Jiá su, ich heiße Denis und ich absolviere momentan meinen ESK auf der wunderschönen Insel der Aphrodite: Zypern.Neben meiner Freiwilligenarbeit in einer Grundschule auf der Insel Zyperns, habe ich zusätzlich die Möglichkeit ergriffen, ein wenig mehr über die Kultur und Geschichte der Bewohner der Hauptstadt Nikosias herauszufinden. Mit einer äußerst wechselvollen Geschichte und einem bis heute anhaltenden historischen Konflikt, hat die Stadt dementsprechend mehr als nur Palmen, Sonne & Souvlaki zu bieten.
Meine Idee ist es, eine kleine Ausstellung zu konzipieren, in welcher die Geschichte der Stadt mit dem alltäglichen Leben der Menschen in Berührung kommt. Das läuft ungefähr so ab: Für jede historische Epoche suche ich mir ein bestimmtes Gebäude oder einen Platz aus, welcher zur jeweiligen Epoche passt. Da noch heute diese alten Orte irgendwie im Alltag der Menschenvorhanden sind, haben manche Leute dementsprechend eine spezielle Beziehung zu diesen Orten geknüpft. Mit etwas Glück treffe ich diese Menschen und finde in Interviews heraus, was ihre persönlichen Geschichten zu den jeweiligen Orten sind. Beispielsweise stand Zypern einst unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches. Aus dieser Zeit sind einige historische Relikte in der Stadt erhalten geblieben.
Mathaios ist Besitzer eines kleinen griechisch-traditionellen Restaurants gegenüber einer Moschee. Siestammte aus dem frühen 16. Jahrhundert und ist die kleinste Moschee der gesamten Insel. Mathaios erzählte mir, dass in den 40 Jahren seitdem er diese Taverne führt, dieses Gebäude fest in seinen Alltag etabliert ist. Als er sein Restaurant eröffnete, gab ihm der damalige Bürgermeister Nikosias, Lelos Demetriades, die Schlüssel zu der Moschee. Seitdem zeigt er nebenbei neugierigen Menschen das Innere der Moschee und erzählt ihre Geschichte, die irgendwie auch bereits zu seiner geworden ist. Nikosia ist die letzte geteilte Hauptstadt der Welt. Der Konflikt mit der von keinem Land anerkannten „Türkischen Republik Nordzyperns“ hält, seit deren Besetzung 1974, bis heute an.
In Gesprächen mit den Menschen merkt man schnell, dass dieser komplizierte Konflikt die Leute ständig beschäftigt. Kein Wunder, wenn die Stadt plötzlich an einer Grenzmauer mit patrouillierenden UN-Soldaten endet. Um auch diesen Teil der jüngeren Geschichte einzubeziehen, traf ich Stavro, welcher in einer besonderen Bar arbeitet. Sie liegt genau da, wo die sogenannte Green Line anfängt. Jeden Tag verbringt er Stunden neben dieser Grenzmauer, um den Kunden seine hausgemachten Drinks anzubieten. Tagtäglich wird er durch die Mauer daran erinnert, wie sehr seine Familie durch diesen Konfliktgelitten hat. Als die Invasion begann, musste seine Familie in den 70er Jahren in den Süden Zyperns fliehen und samt Haus alles hinter sich lassen. Es ist interessant, aber gleichzeitig auch traurig zu sehen, dass dieser Konflikt nicht nur physisch durch die Grenzmauer tagtäglich anwesend ist, sondern auch die Gedanken der Menschen ständig beschäftigt.
Ich bin dankbar für diese Menschen, die ihre persönlichen Geschichten mit mir teilen und hoffe, dass mit meiner Ausstellung im kulturellen Zentrum eines klarer wird: Ein höheres Bewusstsein für unsere unmittelbare Umgebung, in der wir uns alltäglich bewegen; es steckt viel mehr dahinter, als es auf den ersten Blick scheint…