Nicole im Centre d’information et de documentation jeunesse in Frankreich

Von einer Reise ins Ungewisse, das Leben in der Großstadt, dem Erwachsenwerden und einer wunderschönen Zeit

Dank des ESK-Freiwilligendienstes habe ich nach meinem Abitur neuneinhalb Monate in Paris leben dürfen. Ich hatte meine eigene Wohnung in einem Studentenwohnheim, in dem gleichzeitig 20 andere Freiwillige untergebracht waren, engagierte mich in einem Jugendinformationszentrum und lernte Menschen aus der ganzen Welt kennen. Innerhalb meines Projekts bewarb ich Mobilitätsangebote wie den ESK und bereitete Jugendliche mit Englischworkshops auf ihre Auslandserfahrungen vor. Am meisten gefiel es mir auf Messen, in Schulen oder Universitäten in den direkten Kontakt mit französischen Jugendlichen zu kommen und ihre Begeisterung über das ihnen meist unbekannte ESK-Programm zu sehen.

Außerhalb der Freiwilligentätigkeit genoss ich meine Zeit in vollen Zügen (oder wohl eher den vollen Pariser métros). Von Beginn an war ich mir des Privilegs und den einmaligen Konditionen des Projekts bewusst, und spürte permanent die Dringlichkeit diese Möglichkeit und jede freie Minute zu nutzen. Gepaart mit der Sehnsucht nach neuen Erfahrungen, die ich in den letzten eingeschränkten Jahren nicht machen konnte, fasste ich also den Entschluss so viele Erlebnisse wie möglich in die Zeit zu quetschen.

Gemeinsam mit anderen Freiwilligen ging ich ins Kino, schaute Theaterstücke an, traf mich in Bars oder organisierte Picknicks (, bei denen fromage und baguettes natürlich nicht fehlen durften). Wenn ich gerade niemanden zum Treffen gefunden habe oder Lust hatte etwas alleine zu machen, dann erkundete ich die wunderschöne Stadt der Liebe. Die Wochenenden und Urlaubstage füllte ich mit mehreren kleinen und zwei großen Reisen. So kann ich jetzt auf meine eigene Tour de France zurückblicken, die mich sowohl in die großen Städte als auch die entlegensten Ecken des Landes führte. Ich lernte Frankreich und seine Vielfalt kennen und profitierte von der Möglichkeit umsonst bei anderen Freiwilligen, die ich auf den Seminaren kennengelernt habe, unterzukommen. Währenddessen knüpfte ich Bekanntschaften, aus denen allmählich Freundschaften wurden, mit jungen Menschen aus ganz Europa.

Durch diese einzigartige Erfahrung habe ich vieles gelernt.

Ich habe gelernt, meinen Alltag und Haushalt eigens zu strukturieren. Ich lernte, was es bedeutet, einen Freundeskreis mit Menschen verschiedener Herkünfte aufzubauen. Ich lernte die französische Gelassenheit zu schätzten und anzunehmen. Und ich habe gelernt, dass croissant nicht gleich croissant ist und unsere Nachbarn, die révolution und ihr Recht auf Streik äußerst ernst nehmen :)

Doch so schön sich das alles anhören mag, ist es mir wichtig meinen Freiwilligendienst und Freiwilligendienste im Allgemeinen nicht zu glorifizieren. Auch, wenn ich eine wunderschöne Zeit in Paris verbracht habe, ist ein Freiwilligendienst nicht für jeden die schönste Zeit im Leben. Viele Freiwillige beklagen sich über den Mangel oder den Überfluss an Aufgaben, die Schwierigkeit Anschluss zu finden oder Heimweh. Dazu gesellt sich zu allem Überfluss häufig auch noch das Erwachsenwerden und die Frage, wie man sein Leben nach dem gap year gestalten möchte.

Doch auch, wenn ein Freiwilligendienst nicht nur la vie en rose ist und es auch schwierige Phasen gibt, bleibt es eine Erfahrung, die ungemein lehrreich und meiner Meinung nach immer empfehlenswert ist!

Der Freiwilligendienst mit dem ESK ist das perfekte Programm, um sich in einem gesetzten Rahmen und mit viel Unterstützung an die Selbstständigkeit und neue Horizonte zu wagen. Für mich war es zweifellos eine Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin und von der ich noch ganz lange zehren werde.